Wodetzky, Christine
Christine Wodetzky (*05.01.1943 in Leipzig; + 6. Dezember 2004 in Berlin).

Christine Wodetzky wurde am 5. Januar 1943 in Leipzig geboren und wuchs auch dort auf. Bevor sie zu einer renommierten Schauspielerin avancierte, hatte sie an der Theaterhochschule ihrer Geburtsstadt eine entsprechende Ausbildung absolviert, ihr Bühnendebüt gab sie zur Spielzeit 1960/61 am Staatstheater Dresden. Wenig später flüchtete sie nach dem Mauerbau mit ihrem damaligen Mann, einem Chirurgen, in die Bundesrepublik und setzte dort ihre Karriere erfolgreich fort. Christine Wodetzky trat als freischaffende Schauspielerin an vielen bedeutenden Theatern auf, so unter anderem am Schauspielhaus Düsseldorf, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Schauspielhaus Zürich, bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen und am Württembergischen Staatstheater Stuttgart; in Berlin erlebte man sie an der Freien Volksbühne und dem Schloßpark-Theater. Zu ihren großen Bühneninterpretationen zählen klassische Frauenfiguren wie beispielsweise die Titelrolle in Aristophanes' "Lysistrate", die "Cressida" in Shakespeares "Troilus und Cressida" oder die "Recha" in Lessings "Nathan der Weise", aber auch die "Polly" in Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper" und das "Fräulein Schneider" im Musical "Cabaret", mit dem sie noch 2003 auf Tournee war.

Vor allem das Fernsehen bot der Schauspielerin ab Mitte der 60er Jahre ein breites Betätigungsfeld, in beliebten Krimi-Serien wie "Der Kommissar", "Derrick", "Der Alte", "Sonderdezernat K1", "Ein Fall für zwei", "Die Männer vom K3" und "Tatort" gehörte sie über Jahrzehnte fast schon zum "Stammpersonal", konnte mit unterschiedlichsten Figuren ihre schauspielerische Vielseitigkeit demonstrieren. Zur Serien-Filmografie gehören auch weitere populäre Reihen, so hatte sie Gastauftritte bei "Novellen aus dem wilden Westen" (1972) und "Das Kurheim" (1972) oder tauchte bei der "glücklichen Familie" (1987) auf; in der Familienserie "Lorentz & Söhne" (1988) mimte sie die Elisabeth Lorentz, in "Die "Flughafenklinik" (1996) erlebte man sie als Dr. Carola Engels, ihre letzte Serienfigur, die der inhaftierten Millionärin Katharina von Preiss, spielte sie ab 1998 in der RTL-Soap "Hinter Gittern - Der Frauenknast".

Auch in zahlreichen Einzelproduktionen zeigte Christine Wodetzky ihre darstellerische Wandlungsfähigkeit, so agierte sie unter anderem neben Agnes Fink, Alexander Kerst und Dieter Borsche in "Das Lächeln der Gioconda" (1966) nach Aldous Huxley, Erich Neureuther besetzte sie in dem Krimi "Der Zweite Schuss" (1969), Rudolf Jugert in der Geschichte von der deutschen Spionin "Annemarie Lesser" (1971). In dem deutsch-französischen abenteuerlichen Mehrteiler "Les Faucheurs de marguerites" (1974, Die Grashüpfer), den Geschichten um die ersten Flugpioniere von den Anfängen der zivilen Luftfahrt sowie der Entwicklung der ersten Flugzeuge, mimte sie in der ersten Staffel "Pioniere der Fliegerei" die Jeanne Perrier-Dabert und Ehefrau von Edouard Dabert (Bruno Pradal), der sich für das neue bahnbrechende Fortbewegungsmittel begeistert. Weitere interessante Aufgaben folgten beispielsweise unter der Regie von Peter Eschberg in "Frag nach bei Casanova" (1975) mit Romuald Pekny in der Titelrolle, Claus Peter Witt gab ihr die Rolle der jungen Witwe Anna Odinzowa in der Turgenjew-Adaption "Väter und Söhne" (1978), eine weitere schöne Figur war die der Lady Margarete Weatherford in Michael Mackenroths kriminalistischer Liebesromanze "Geheimnis in Cornwall" (1986). Sporadisch übernahm Christine Wodetzky auch Aufgaben in Kinofilmen: Ihr Leinwanddebüt hatte sie 1969 in dem israelischen Streifen "Der Dybuk" gegeben und erhielt für ihre Leistung die "Goldene Kamera" der Zeitschrift HÖRZU. Gemeinsam mit Maximilian und Maria Schell stand sie für den deutsch-britischen Thriller "The Odessa File" (1974, Die Akte Odessa) vor der Kamera, weiterhin war sie in Gerd Oswalds Simmel-Verfilmung "Bis zur bitteren Neige" (1975) sowie in Rainer Kunzes Kinofassung von "Die Wunderbaren Jahre" (1979) zu sehen, welche nach Kunzes gleichnamigem Prosaband entstanden und für den er aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen worden war.

Neben dem erwähnten Preis für ihre Darstellung in "Der Dybuk" erhielt Christine Wodetzky eine weitere "Goldene Kamera" für ihre Hauptrolle in Franz Peter Wirths zweiteiligem Krimi "Verraten und verkauft" (1969), 1980 überreichte man ihr einen "Bambi" für ihre Rolle in der Folge "Platzangst" (1979) aus der Reihe "Notsignale", für den Regisseur Thomas Schamoni bereits ein Jahr zuvor mit dem "Hartmannpreis" ausgezeichnet worden war.

Christine Wodetzky, die zuletzt verwitwet war, verstarb am 6. Dezember 2004 nach langer schwerer Krankheit in Berlin. In den letzten Jahren hatte sie sich vermehrt auf ihre Arbeit am Theater sowie auf Leseabende konzentriert. Noch im Mai 2002 begeisterte die Schauspielerin das Publikum im Berliner Schloßpark-Theater mit dem Programm "Zur Heimat erkor ich mir die Liebe - Mascha Káleko" mit Texten aus dem Werk der jüdischen Lyrikerin Mascha Káleko (1912 - 1975); wenige Monate zuvor hatte man sie dort auch in der Uraufführung von "Hitlers Dr. Faust" erleben können. Ihr jüngstes Projekt, eine Tournee als Partnerin von Michael Degen in Strindbergs "Todestanz", die für 2004 geplant war, konnte sie wegen ihrer schweren Krankheit nicht mehr realisieren.

Christine Wodetzky war in folgenden Derrick-Folgen zu sehen:
Folge 20: "Schock" als Helga Hoffmann
Folge 48: "Lissas Vater" als Elsa Hassler

Folge 66: "Hanna, liebe Hanna" als Hanna Windorf
Folge 106: "Attentat auf Derrick"

Folge 176: "Rachefeldzug" als Frau Renzi
Folge 204: "Der Schrei" als Frau Wiesner
Folge 224: "Die Lebensgefährtin" als Marie Scholz